Rezension zu »Sechzehn Pferde« von Greg Buchanan

»Würde mich nicht überraschen, wenn das alles wäre, was uns ausmacht – unter dem Strich. Die Gewalt, die wir gegen andere ausüben. Und gegen uns selbst.«

Ilmarsh, ein kleines Küstenstädtchen in England, in dem eigentlich nicht viel passiert. Bis der örtliche Polizist Alec Nichols zu einem mutmaßlichen Tatort gerufen wird: Sechzehn Pferdeköpfe wurden auf einem Acker vergraben, im Kreis angerichtet, nur jeweils ein Auge schaut aus dem Boden heraus gen Himmel. Die abgetrennten Schweife liegen gesammelt neben den Pferdeköpfen. Das Seltsame: Der Farmer Besitzt keine Pferde, hat sie noch nie gesehen. Veterinärforensikerin Dr. Cooper Allen wird zu den Ermittlungen  hinzugezogen. Im Laufe der Ermittlungen tauchen weitere Tierleichen auf und durch eine Reihe an Ereignissen befindet sich ganz Ilmarsh plötzlich unter Quarantäne. Können Allen und Nichols den Fall rechtzeitig lösen, weitere Leichen und noch mehr Leid verhindern?

Ich muss sagen, dass, obwohl ich doch schon den ein oder anderen heftigeren Krimi/Thriller gelesen habe, es Sechzehn Pferde geschafft hat, mich auf eine ganz neue Art zu erreichen: Die beschriebenen Gewaltszenen gegenüber Tieren haben mich, obwohl weder explizit noch detailliert beschrieben, ganz anders berührt als die in Krimis/Thrillern sonst eher übliche Menschenleiche. An einigen Stellen musste ich das Buch tatsächlich kurz unterbrechen, durchatmen, hoffen, dass die nachfolgende Beschreibung nicht zu sehr in die Tiefe geht. Durch einen ständigen Perspektivenwechsel, kurze Einwürfe sowie Vor- und Rückblenden, bei denen nicht immer direkt oder überhaupt klar wurde, wessen Perspektive man eben erlebt, war der Roman spannend und verwirrend zugleich. Besonders die Verwirrung darüber, wessen Erlebnisse oder Gedanken man gerade liest, hat unheimlich zur Spannung beigetragen. 

Sechzehn Pferde lenkt den Blick auf den Wert des Lebens von Tieren vor allem auch im Hinblick darauf, welchen Stellenwert wir einem Menschenleben im Vergleich zu dem eines Tiers beimessen. Gleichzeitig führt es einem die Grausamkeit vor Augen, die in einem Menschen schlummern, sich seinen Weg an die Oberfläche bahnen kann. Greg Buchanan gewährt einen Einblick in die vielseitigen Abgründe der Menschen und die Zerstörungskraft, die von Menschen ausgehen kann. Sechzehn Pferde ist definitiv kein typischer »Am Ende wird alles gut«-Krimi, sondern einer der traurig macht, weh tut, nachhallt.




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Daten zum Buch
Titel: Sechzehn Pferde
Autor*in: Greg Buchanan
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen übersetzt von Henning Ahrens
Verlag: S. Fischer
Hardcover | 448 Seiten | ISBN: 978-3-10-397488-1

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