Rezension zu »Die geheime Gesellschaft« von Sarah Penner

Paris 1873. Medium, Spiritualistin und Wahrsagerin Vaudeline D'Allaire ist für ihre übersinnlichen Fähigkeiten und ihre gefährlichen Séancen international bekannt. Besonders Verwitwete und Polizist*innen engagieren Vaudeline, die sich auf die Beschwörung von Geistern Ermordeter spezialisiert hat, um deren Todesumstände aufzuklären und deren Mörder*innen zu entlarven. Um ihr Wissen weiterzugeben bildet Vaudeline zudem vielversprechende Jungtalente aus. Die junge Lenna Wickes ist eine ihrer Auszubildenden. Sie ist nach Paris gekommen, um die Kunst der Geisterbeschwörung zu erlernen. Ihr Ziel: Den seit Monaten ungelösten Mordfall an ihrer Schwester Evie aufzuklären, die einst selbst bei Vaudeline in Lehre war. Obwohl Lenna nicht überzeugt ist von der Welt des Okkulten, erhofft sie sich doch Antworten auf ihre Fragen, Rache für ihre Schwester und die Chance, mit ihr ins Reine zu kommen, denn das letzte Gespräch der Schwestern endete in einem fürchterlichen Streit. Als Vaudeline von Mr. Morley, dem Vizepräsidenten der exklusiven und nur für Männer zugänglichen Geheimgesellschaft »London Séance Society« darum gebeten wird, nach London zurückzukehren, um bei der Aufklärung des ominösen Mordes des Präsidenten der Gesellschaft und gemeinsamen Freundes Mr. Volckman zu helfen, reist Lenna als Gehilfin mit. Schnell vermuten die beiden einen Zusammenhang zwischen dem Mord an Mr. Volckman und Evie, denn beide wurden nicht nur am selben Abend ermordet, sondern die Umstände beider Verbrechen scheinen gleichsam ominös zu sein. Je näher die beiden Frauen der Wahrheit rücken, desto größer wird die Gefahr, in der sie sich begeben. 

Nachdem ich »Die geheime Apotheke« wirklich gerne gelesen hatte, habe ich mich sehr auf das neue Buch von Sarah Penner gefreut. Optisch ist auch »Die geheime Gesellschaft« ein wirklich gelungenes Buch. Leider muss ich sagen, dass das für mein Empfinden nicht gleichermaßen auf den Inhalt zutrifft. Vielleicht lag es an meinen Erwartungen, vielleicht ist es in dem Fall einfach nur eine Frage meines persönlichen Lesegeschmacks, aber: Ein weiterer historischer Roman hätte mich mehr abholen können als die okkulten, übersinnlichen Inhalte. Obwohl ich die düstere, unheilvolle Atmosphäre während der Séancen wirklich stimmig und passend fand, konnte mich die Gesamthandlung einfach nicht wirklich abholen. Zu viele Wiederholungen, ein Feminismus-Gedanke, der mehr gewollt als gegeben wirkte, eine dazu unpassende Naivität der Protagonistinnen und Mordermittlungen, deren Spannungsbogen nicht so richtig entstehen wollte. Das Ende war schlüssig, ja, jedoch zu leicht gestrickt für die lange Entfaltung der Geschichte. Ich weiß nicht, vielleicht hätte es mir besser gefallen, wenn sich das Übersinnliche am Ende in einer Rationalität hätte erklären lassen können. Ich denke, ich war in diesem Fall einfach nicht die richtige Zielgruppe. Für Leser*innen, die Spaß an kurzweiliger Unterhaltung, unaufgeregter Spannung und übernatürlichen Begebenheiten vor einer historischen Kulisse haben, könnte »Die geheime Gesellschaft« jedoch genau das Richtige sein. 




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Daten zum Buch
Titel: Die geheime Gesellschaft
Autor*in: Sarah Penner
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen übersetzt von Julia Walther
Verlag: HarperCollins
Hardcover | 400 Seiten | ISBN: 978-3-365-00427-2

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