Rezension zu »Rache am Neusiedler See« von Lukas Pellmann

Was in »Tod am Neusiedler See« ursprünglich als vorübergehender Fluchtort vor dem berüchtigten und gefährlichen Mafiaboss Vito Violino aus dem Ruhrpott gedacht war, ist inzwischen zu Niko Laudas Zuhause geworden. Am Neusiedler See, zusammen mit der herzallerliebsten Hündin Bella und neuen Freund*innen – allen voran die Taxiprucknerin – hat Niko seinen Platz und Ruhe gefunden. Lediglich die Existenz des verhassten Maximilian Plünder trübt den ganz persönlichen Frieden. Wenigstens gibt's zwischen Niko und dem Plünder kaum Berührungspunkte. Ein Umstand, der sich schneller ändern soll, als Niko lieb ist. Denn die Taxiprucknerin wendet sich mit einer persönlichen Bitte an Niko: Für die von Maximilian Plünder geplante neue Attraktion, eine Kreuzfahrtreise mit der MS Maximilian auf dem Meer der Wiener*innen, fehlt kurzfristig ein Sicherheitsbeauftragter. Wer wäre besser dafür geeignet als ein ehemaliger Polizist? Mehr als widerwillig und nur unter der Bedingung, dass Bella mit aufs Kreuzfahrtschiff darf, tut Niko der Taxiprucknerin den Gefallen und wird Teil der Crew, die unter der Leitung des weltmeererprobten Kapitäns Nicolaysen. Mit an Bord der Jungfernfahrt: ausgewählte, mehr oder weniger berühmte Lokalprominenz und ein paar Preisausschreiben-Gewinner*innen wie die Mutter der Taxiprucknerin. Niko stellt sich auf ein paar entspannte Tage ein, denn mal ehrlich: Sicherheitstechnisch gibt's ja eigentlich nicht wirklich was zu tun. Falsch gedacht. Kaum hat das Schiff den Anker gelöst, laufen die Dinge aus dem Ruder: Der nicht unbedingt bei allen beliebte Stargast Johann Gludovatz, auch bekannt als »Weinkaiser«, verschwindet erst spurlos, um im Anschluss dummerweise als ermordete Leiche ausgerechnet in Nikos Kabine aufzutauchen. Das war's mit der erhofften Ruhe. Unterstützt von der lokalen Polizei und unter Geheimhaltung ob des frühzeitigen Ablebens des Weinkaisers beginnt Niko, natürlich tatkräftig unterstützt von Bella, mit den Ermittlungen. Ermittlungen, die sich schnell als nicht ganz so einfach herausstellen, erscheinen doch plötzlich mehr oder weniger alle an Bord anwesenden Personen als verdächtig.

Nachdem ich schon »Tod am Neusiedler See« sehr gern gelesen habe, war ich neugierig, wie's mit Niko und Bella weitergeht und wurde auch im Folgeband alles andere als enttäuscht: Das Kreuzfahrtsetting auf dem Neusiedler See war eine wunderbare frische Prise und entbehrte nicht einer gewissen Komik (mal ehrlich, das An- und Ablegen des Schiffs dauerte teilweise länger als die tatsächliche Fahrt von Hafen zu Hafen – auf so eine Idee kann auch nur der größenwahnsinnige Plünder kommen). Schön war's, alte Bekannte wieder zu treffen und neue Gesichter kennenzulernen. Die Geschichte an sich hat sich wunderbar leicht lesen lassen, die Charaktere waren wieder wunderbar eigen wie ich's mir von einem guten Regionalkrimi wünsche, Lokalkolorit und vor allem auch Landschaftsbeschreibungen vom Neusiedler See und den umliegenden Orten kamen nicht zu kurz und trugen wesentlich zum Charme des Krimis bei. Ich mag's, einzutauchen in die Welt, von der ich lese und das Gefühl zu haben, dabei und vor Ort zu sein, auch ohne, dass ich jemals wirklich vor Ort war. Der tatsächliche Mordfall samt Ermittlungen machten einen vergleichsweise kleinen Teil des Buchs aus, was ich aber gar nicht schlimm fand, im Gegenteil, ein Kriminalroman kann auch gerne mal mehr Roman als Krimi sein. Etwas, das hier bei »Rache am Neusiedler See« definitiv der Fall war. In dem Aspekt hat mich das Buch an »Die Unverbesserlichen – Die Revanche des Monsieur Lipaire« erinnert: Obwohl vergleichsweise wenig an tatsächlicher Handlung passierte, war ich von Anfang bis Ende drin in der Geschichte und fühlte mich zu jedem Zeitpunkt wunderbar unterhalten – eine Kunst für sich. 

Mit viel Situationskomik, Lokalkolorit, Leichtigkeit und einer Prise Spannung fühlte sich das Lesen von »Rache am Neusiedler See« an wie ich mir einen wohlig warmen, entspannten und spaßigen Tag am Neusiedler See vorstelle. Sprich: Das war wirklich schön! Niko und (ich geb's ja zu) vor allem Bella sind mir ans Herz gewachsen und ich bin gespannt, wie's nach dem Cliffhanger im finalen dritten Band weitergeht für die beiden – eine andere Sache wäre da ja auch noch offen...




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Daten zum Buch
Titel: Rache am Neusiedler See
Autor*in: Lukas Pellmann
Sprache: Deutsch
Verlag: Emons
Taschenbuch | 304 Seiten | ISBN: 978-3-7408-1882-1

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