Rezension zu »Das größte Rätsel aller Zeiten« von Samuel Burr

»Solange sie sich zurückerinnern konnte, brachte sie Wörtern eine Wertschätzung entgegen, die mit Worten nicht zu beschreiben war.«

1979 gründet die passionierte Kreuzworträtselschreiberin Pippa Allsbrook die »Gemeinschaft der Rätselmacher«. Eine Gemeinschaft für all jene, deren Herz und Leidenschaft in der Welt der Rätsel steckt und die sich danach sehnen, ihre Begeisterung mit Gleichgesinnten zu teilen. Aus der Gemeinschaft wird schnell Freundschaft und Pippa kauft ein altes Herrenhaus, in dem die Mitglieder in einer Kommune zusammenleben. Aus Freundschaft wird schließlich Familie. Während die Jahre vergehen merkt Pippa jedoch, dass ihr tief in ihrem Inneren noch immer etwas fehlt. Ihr Sein ein Puzzle, dem das letzte Teil noch fehlt. 1991 findet Pippa schließlich ein Baby in einer Hutschachtel auf den Treppenstufen der Kommune und das letzte Puzzleteil rückt an seinen Platz. Clayton wächst umgeben von Rätseln und eigenwilligen Menschen auf, eine große Familie fernab der Konvention, ein riesiges Haus voller Abenteuer, Leben und Liebe. 2016. Aus dem Säugling auf den Treppenstufen ist inzwischen ein junger Mann Mitte 20 geworden, der sein Leben weitestgehend in der Gemeinschaft umgeben von alten Menschen verbracht hat. Seine Herkunft ist noch immer das eine Rätsel, das für Clayton ohne Lösung bleibt. Nach dem Tod von Pippa ist es nun endlich an der Zeit, seinem ganz persönlichen größten Rätsel aller Zeiten auf den Grund zu gehen. Unerwartete Hilfe bekommt er dabei von Pippa, die ihm allerlei Spuren und Rätsel zurück gelassen hat, um die Antworten zu bekommen, die er für seine Zukunft braucht. Rätsel, die ihn dazu auffordern, hinaus zu gehen in die Welt und anzufangen, zu leben.

» ›Darum geht es doch bei einem Rätsel‹, antwortete er nachdenklich. ›Das Vergnügen liegt doch im Finden der Lösung, nicht in der Lösung selbst.‹ «

Wenn ich an »Das größte Rätsel aller Zeiten« denke, denke ich vor allem an eins: diese immense Liebe zum Detail, die sich zwischen den Buchdeckeln verbirgt. Es steckt so viel Hingabe in diesem Buch, in Inhalt wie Gestaltung. Samuel Burr hat hier ein absolutes Wohlfühlbuch erschaffen, das ganz unaufgeregt unterhält und sich mit jeder Seite ein wenig mehr direkt hinein liest ins Herz, um seine Leser*innen schließlich mit einem ganz warmen Gefühl wieder in die Welt zu entlassen. Wir begleiten die Figuren in zwei Zeitsträngen: einerseits erleben wir die Gründung und die ersten Jahre der Gemeinschaft, erleben eigensinnige, liebenswerte Menschen, die etwas Größeres als sie selbst verbindet und die trotzdem immer wieder an den Tücken des Alltags und zwischenmenschlichen Beziehungen verzweifeln. Andererseits begleiten wir in der Gegenwart Clayton auf seiner Suche nach Antworten, auf der Suche nach sich selbst, nach seiner Herkunft und seiner Zukunft. Wie auf Clayton, warten auch auf die Leser*innen immer wieder kleine Rätsel, die das Leseerlebnis noch schöner und das Buch zu einem gelungenen, runden Erlebnis machen. Vielleicht hätte zwischendurch noch ein klein wenig mehr passieren können, aber ich schätze das Buch auch für seine Ruhe, die sich beim Lesen auf mich übertragen hat.

»Nichts im Leben ist wichtiger, als das zu verfolgen, wonach man sich sehnt, was man sich wünscht, bevor es zu spät ist.«

Für mich ist »Das größte Rätsel aller Zeiten« ein ganz wunderbarer leichter, unterhaltender Roman über Freundschaft, Familie, all die Arten von Liebe, die Begeisterung für Rätsel und Alltagsmagie. 




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Daten zum Buch
Titel: Das größte Rätsel aller Zeiten
Autor*in: Samuel Burr
Sprache: Deutsch
Verlag: DuMont
Hardcover | 448 Seiten | ISBN: 978-3-8321-8223-6

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