Rezension zu »A Midsummer's Nightmare« von Noah Stoffers

» ›Vielleicht sollten wir ein bisschen weniger an Traditionen hängen und etwas mehr an Menschen‹, sagte ich leise.«

Nach den Ferien kehrt Ich-Erzähler:in Ari zurück an die altehrwürdige Elite-Universität Murray auf der schottischen Insel Hilma, das letzte Trimester steht an, der Bachelor-Abschluss ist zum Greifen nahe. Und auch die Proben für das alljährliche Theaterstück laufen auf Hochtouren: Dieses Jahr wird Shakespeares »Mittsommernachtstraum« aufgeführt und Ari spielt den Oberon. Mehr als genug zu tun also, besonders da Ari durch das erst kürzliche Coming Out als non-binär und transmaskulin und das damit einhergehende Gefühlschaos das Studium hat schleifen lassen. Um das Stipendium nicht zu gefährden muss Ari Leistung erbringen. Doch bereits kurz nach Beginn des Trimesters geraten Studium und Theateraufführung für Ari und dessen Freund:innenkreis zunehmend in den Hintergrund. Ari sieht plötzlich Geister, die versuchen, in Kontakt zu treten. Nach und nach offenbaren sich auch bei Aris Freund:innen übernatürliche Fähigkeiten. Langsam wird den Vieren klar, dass sie sich ihren inneren Dämonen und der Bedrohung stellen müssen, die sich mehr und mehr über der Universität ausbreitet, wenn sie ihre Leben retten wollen.

»A Midsummer's Nightmare« hat mich für einen Tag in eine ganz andere Welt entführt und ich habe die Reise wirklich genossen. Diese Geschichte fesselt durch eine gut funktionierende Mischung aus Urban-Fantasy-Elementen und einer stetigen Verankerung in der Realität, mit einer unaufdringlichen, aber doch spürbaren Auseinandersetzung der Lebensrealität von Menschen, die nicht cis, wohlhabend und weiß sind. Obwohl die Spannung erst relativ spät im Buch an wirklicher Fahrt aufnimmt, mochte ich es, ganz in Ruhe auf der Insel Hilma anzukommen und wurde für meine Geduld am Ende mit einem mitreißenden Showdown belohnt, der dazu geführt hat, dass ich das Buch wirklich nicht mehr weglegen konnte. Durch die differenzierte und tiefe Ausarbeitung der Figuren konnte ich zu allen Vieren eine Verbindung aufbauen, besonders für Jamie habe ich eine kleine Schwäche entwickelt. Gleichzeitig ist und bleibt es ein Jugendbuch, mit Themen, die junge Erwachsene beschäftigen. Freundschaft, Liebe, Identitätsfindung, Zukunftssorgen. Hier hat es mir die zwischen Ari und Ren entstehende Slow Burn Romance angetan, ich habe richtig mit gefiebert bei den zärtlichen Annäherungen der beiden. Besonders hervorheben möchte ich die gelungene Art und Weise, wie Stoffers im Roman Popkultur des 21. Jahrhunderts mit Jahrhunderte alten schottischen Mythen und Fabeln verwebt und eine die Zeiten umfassende Verknüpfung schafft, die zunehmend präsenter wird und eine mystische, unheilvolle Grundstimmung hervorruft. Kurzum: »A Midsummer's Nightmare« hat mir durch eine vielseitige Mischung aus vielschichtigen Themen, die ein wunderbares Zusammenspiel ergeben, ein wirklich besonderes Leseerlebnis beschert. Gerne mehr davon!




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Daten zum Buch
Titel: A Midsummer's Nightmare
Autor*in: Noah Stoffers
Sprache: Deutsch
Verlag: Knaur Fantasy
Paperback | 448 Seiten | ISBN: 978-3-426-53017-7

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