Rezension zu »Wie man einen Prinzen tötet« von T. Kingfisher

Als junges Mädchen muss Marra, drittgeborene Tochter eines kleinen, unbedeutenden Königreichs dabei zu sehen, wie ihre beiden älteren Schwestern nacheinander an den sadistischen Prinzen Vorling verheiratet werden. Denn nachdem die erste Schwester Dania bereits kurz nach der Hochzeit unter ominösen Umständen stirbt, hat die Zweitgeborene Kania deren Platz einzunehmen, um Vorling einen Thronerben zu gebären. Ein Los, so wird Marra mit zunehmendem Alter klar, dass auch sie treffen könnte, sollte ihrer Schwester etwas zustoßen. Aus dem königlichen Vermählungsspiel wird Marra als weitere potenzielle Ehefrau Vorlings herausgenommen und bereits in ihrer Jugend in ein Kloster gesteckt. Dort findet Marra zu sich, findet heraus, wer sie sein möchte und beschließt, dass sie dieses Spiel nicht länger mitspielen möchte. Als sie erfährt, dass Vorling Kania, wie auch Dania vor ihr, körperlich misshandelt, begibt sich Marra auf die Suche nach einem Weg, den Prinzen zu töten. Sie findet eine mächtige Zauberin, die ihr drei unmögliche Aufgaben stellt. Erst wenn Marra diese absolviert, ist sie bereit, ihr bei ihrem Vorhaben zu helfen. Für Marra, inzwischen in ihren 30ern, beginnt ein langer und steiniger Weg voller Gefahren. Unterstützung erhält sie in typischer Märchenmanier von einer Gruppe der ganz besonderen Art: der mächtigen Zauberin, deren von einem Dämon besessenen Huhn, einem abtrünnigen Kämpfer, einer guten Fee und schließlich einem Knochenhund. Schaffen diese illustren Gefährt*innen es, den Prinzen zu töten und die Schwester vor ihrem düsteren Schicksal zu befreien?

Die Inhaltsbeschreibung des Romans hat mich sehr angesprochen: eine klassische Märchenstruktur in modernem Gewand, eine starke Protagonistin, abwechslungsreiche und sympathische Mitstreiter*innen und eine feministische Umdeutung des typischen Plots von einem Happily Ever After von Prinz und Heldin zu einem Happily Ever After der anderen Art. Und dennoch konnte mich die Handlung schlussendlich leider nicht wirklich mitnehmen. Besonders der Einstieg war für mich eher schwierig und unerwartet zäh, zum Glück wurde dies im Laufe der Geschichte besser. Ich hatte meine Hauptprobleme mit der Figur der Marra, denn ich habe durch ihr Verhalten und ihre Art regelmäßig vergessen, dass ich es mit einer erwachsenen Frau zu tun habe und nicht mit einem kleinen Mädchen. Marras Mitstreiter*innen jedoch waren mir sympathisch und besonders Knochenhund hat mein Herz für sich erobert. In einigen Rezensionen habe ich gelesen, dass die Mischung aus düsterer Stimmung und humorvollen Inhalten gefallen hat. Da kann ich leider nicht ganz mitgehen, unter einem modernen Mädchen für eine erwachsene Zielgruppe hatte ich mir deutlich mehr Düsterheit erhofft und dementsprechend auch erwartet. T. Kingfisher ist das offene Pseudonym einer Kinderbuchautorin und für meinen Geschmack war genau das: Eben doch noch einen Tick zu sehr Kinder-/Jugendbuch als Erwachsenenliteratur. Die Kombination dieser Faktoren sowie der für mich manchmal etwas arg konstruiert und gewollt wirkende Emanzipationsgedanke hatten zur Folge, dass ich einfach nicht so recht eintauchen konnte in diese Märchenwelt, wodurch das Mystisch-Magische und Verwunschene für mich leider etwas auf der Strecke blieb. Schade, denn die Grundidee dieses Romans finde ich nach wie vor wirklich stark und vielversprechend! Alles in allem würde ich »Wie man einen Prinzen tötet« all denjenigen empfehlen, die gefallen an Märchen und deren Neuinterpretationen finden und Lust auf ein düster-angenehmes Leseerlebnis haben.




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Daten zum Buch
Titel: Wie man einen Prinzen tötet
Autor*in: T. Kingfisher
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen übersetzt von Jasmin Schreiber
Verlag: Eichborn
Hardcover | 351 Seiten | ISBN: 978-3-8479-0133-4

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