Rezension zu »Nebel über der Uckermark« von Richard Brandes

Kriminalhauptkommissarin Carla Stach hat allen Grund zur Freude: In wohliger Atmosphäre feiert sie zusammen mit Familie, Freund*innen und Arbeitskolleg*innen ihren Geburtstag in einer Gastwirtschaft. Doch am Ende dieses schönen Tages zieht Nebel auf: Dezernatsleiter Rolf Hallinger wird bei seiner Rede ohnmächtig und ins Krankenhaus eingeliefert. Ein Schatten auf der sonst so schönen Feier, der einige Zeit braucht. Um Mitternacht, als die Stimmung wieder ausgelassen und auf ihrem Höhepunkt angekommen ist, setzt sich Maria Kaiser, die Wirtin des Gasthauses, zu Carla. Unerwartet offenbart Maria ihr, dass sie Hellseherin sei und in einer Vision gesehen habe, wie eine junge Frau von einem bedrohlichen Schatten verfolgt würde. Carla, die Hellseherei für Humbuck hält, gibt erst nichts weiter auf diese Offenbarung. Bis kurz darauf eine junge Frau als vermisst gemeldet wird, deren Beschreibung sich eins zu eins mit der von Maria deckt. Ein makabrer Zufall oder steckt doch mehr hinter Marias Fähigkeiten, als die Logik erklären kann? Zeitgleich ist Maik, Kommissar und ein enger Freund Carlas, in einem riskanten Undercover-Einsatz unterwegs: Er soll sich in eine gefährliche rechtsextremen Gruppierung einschleusen, der mehrere brutale Morde an Immigrant*innen zugeschrieben werden. Je tiefer Maik eintaucht in die Abgründe dieser Gruppe, desto gefährlicher wird es für ihn, sollte seine wahre Identität auffliegen...

»Nebel über der Uckermark« ist der inzwischen dritte Teil der Reihe von Richard Brandes und der erste, den ich gelesen habe. Obwohl man vielleicht kurz braucht, um sich einzufinden in die Figurenwelt, lässt sich der Krimi wunderbar lesen ohne die Vorgänger zu kennen. Und wie gerne ich diesen Krimi gelesen habe! Die vielfältigen, unterschiedlichen Themen waren interessant, glaubwürdig und gut recherchiert: Auf der einen Seite das mystische, übernatürlich anheimelnde Geschäft mit Hell- und Wahrsagerei, das viel zu gerne darauf abzielt, Menschen in finanzieller Hinsicht in emotional Notlagen und verletzlichen Momenten auszunutzen. Gleichzeitig bleibt eine gewisse Mystik erhalten, da Maria anders zu sein scheint, wie der wirklich gute Prolog vermuten lässt, der eine atmosphärische Grundstimmung schafft, die sich durch das gesamte Buch zieht. Man spürt ihn förmlich, diesen Nebel über der Uckermark. Auf der anderen Seite das weitaus düstere, leider viel zu aktuelle Problem der rechtsradikalen Gruppierungen: Anhand von Maiks Undercover-Einsatz erhalten wir einen differenzierten, interessanten Einblick in eine Schattenwelt, die von Hass und Wut angetrieben wird und sich in mehr als einer Hinsicht gegen Menschenrechte, Demokratie und gesunden Menschenverstand richtet. Er umgreift alles, dieser Nebel, wirft Schatten und schenkt doch auch die Hoffnung auf Licht. Außerdem ein ganz großes Plus meinerseits: Dieser Krimi hat etwas, das viel zu wenige Krimis bisher haben: Queere und PoC als Ermittler*innen – ganz nebenbei, natürlich, wie die Normalität, die es auch sein sollte! Besonders gefallen haben mir die Orts- und Landschaftsbeschreibungen, die mich ganz in guter Regionalkrimi-Manier mal wieder an einen für mich unbekannten Ort gebracht und diesen vor meinem inneren Auge trotzdem haben auferstehen lassen. Die atmosphärische Stimmung, die Prise Mystik und zwei spannende Handlungsstränge haben mir ein fesselndes Leseerlebnis beschert und mich (das ist lange nicht mehr passiert) wachgehalten, bis ich die letzte Seite gelesen und den Fall gelöst hatte. Direkt am nächsten Morgen habe ich mir die vorherigen beiden Bände bestellt und freue mich erwartungsvoll auf weitere spannende Lesestunden voller guter Unterhaltung.




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Daten zum Buch
Titel: Nebel über der Uckermark
Autor*in: Richard Brandes
Sprache: Deutsch
Verlag: Emons
Taschenbuch | 320 Seiten | ISBN: 978-3-7408-1839-5

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