Reihenbesprechung der »Klub der Grünen Daumen«-Reihe von Martina Parker

Es ist mal wieder Zeit für eine Reihenbesprechung! Taucht mit mir ein in die Welt des Gartenklubs »Klub der Grünen Daumen«, der nicht nur in den Gärten des Südburgenlands aktiv ist, sondern dessen Mitglieder sich allzu gerne auch in brisante Mordermittlungen stürzen. 

Zuagroast

Auf der Suche nach Austausch beschließt die im Südburgenland heimische Johanna, einen Gartenklub zu gründen, den »Klub der Grünen Daumen«. Schnell findet sich eine Gruppe aus Frauen verschiedenster Lebensumstände und unterschiedlichen Alters zusammen, um Wissen über die Pflanzen- und Kräuterwelt, Gartentipps und -tricks, aber auch Rezepte, Erfahrungen und südburgenländische Traditionen auszutauschen und dazu zu lernen. Auch die beiden kürzlich zugezogenen Frauen Vera und Eva werden Teil des regelmäßig tagenden Stammtischs: Während Vera eigentlich aus der Gegend stammt, jedoch aufgrund langjähriger Abwesenheit nichtsdestotrotz als Zugezogene angesehen wird, ist Eva die südburgenländische Kultur vollends fremd und hofft, im Gartenklub Anschluss zu finden. Schön könnte sie sein, die Landidylle. Aber wie so oft, trügt auch hier der Schein. Denn der erhoffte Neustart, der Eva samt Familie in die Gegend geführt hat, läuft nicht so rund wie erhofft: Evas Mann Paul sorgt für Aufsehen. Der halbseidene Architekt und Vollzeit-Macho ist nicht nur wieder auf der Suche nach billigem Baugrund und Investor*innen für seine ach so tollen Projekte, sondern auch auf Frauenjagd. Einem Mann wie Paul reicht schließlich nicht nur eine Frau. Zumal ihm Evas Mitgliedschaft im Gartenklub und ihre damit einhergehende Persönlichkeitsentwicklung so überhaupt nicht gefallen. Wo kommen wir denn da hin, wenn die Frau plötzlich nicht mehr spuren will? Unter der Oberfläche brodelt es im Burgenland. Es wird gegartelt, es wird geliebt, betrogen und belogen. So soll es nur eine Frage der Zeit sein, bis die Dinge aus dem Ruder laufen und ein Mord geschieht.

Mit »Zuagroast« ist Martina Parker ein richtig guter Reihenauftakt gelungen! Die Frauen des Gartenklubs, Dreh- und Angelpunkt der Handlung, sind nicht nur allesamt komplett unterschiedlich, sondern durchweg sympathisch. Obwohl sich der Garten-Krimi erst recht spät in einen Krimi verwandelt, tut dies der Handlung und besonders dem Unterhaltungsfaktor des Buchs keinerlei Abbruch. Im Gegenteil. Ich war gespannt, wohin die Reise geht und bin tief eingetaucht in die Eigenheiten der Südburgenländer*innen, in das Leben von Eva und Vera, die im Zentrum dieses ersten Teils stehen und hab mich einfach mordsmäßig aufgeregt über Paul. Und dann, ganz leise, wandelte sich dieses Buch. Plötzlich war's spannend und mörderisch und mit einem Ende, das ich persönlich extrem geliebt habe. Zum Glück hatte ich Band 2 direkt auf Abruf neben mir liegen, denn, so viel sei gesagt: Wer einmal anfängt, will weiterlesen!

Hamdraht

Viel ist passiert in »Zuagroast«, der Gartenklub muss die Erlebnisse noch immer verarbeiten, besonders Vera gingen die Erlebnisse nahe. Umso besser, dass die Lokaljournalistin eine Presse-Einladung zu einem entspannten Soft-Opening des bald neu eröffnenden Wellness-Hotels »Fia Mi« erhalten hat. Eigentlich wollte Vera ja ihre Teenager-Tochter mitnehmen zum Wochenende. Aber Hilda, Veras Mutter, ist der Ansicht, dass Kinder keine Lust haben auf Wellness mit der Mutter und lädt sich deshalb und folgerichtig selbst ein zur Entspannung auf südburgenländische Art. Denn sanfter Tourismus, so lautet die Vision des Eigentümers Arno Radesching und seiner Partnerin Ophelia, die sich im Bezug auf das Hotelkonzept ganz auf traditionelle, gesunde südburgenländische Koch- und Heilkunst verschrieben hat. Eine einmalige Gelegenheit auch für Gartenklub-Mitglied und Köchin Mathilde, die als Chefköchin im neuen Hotel angestellt ist. Mit dabei sind wenige, dafür umso exklusivere ausgewählte Gäste wie Social-Media-Celebrity Sky. Doch mit der Entspannung ist's schneller vorbei als gedacht, als eine*r der Gäste ermordet aufgefunden wird. Da Vera inzwischen ja geübt ist im Ermitteln, stürzt sie sich auch dieses Mal wieder auf eigene Faust in den Mordfall. Und auch Mathilde, angetan von Chef Arno, begibt sich auf ihre ganz eigene Spurensuche. Die Recherchen führen tief hinein in Arnos Vergangenheit und offenbaren Geheimnisse, die vielleicht besser im Verborgenen geblieben wären. 

Was für eine unterhaltsame Rückkehr in die Welt des Gartenklubs! Wieder Mal sind es die Zugezogenen, die für Probleme sorgen und die beschauliche Landruhe stören. Dieses Mal steht Mathilde und deren Leben im Vordergrund, es macht großen Spaß, nach und nach mehr über die einzelnen Mitglieder des Gartenklubs herauszufinden – nach wie vor bestens versorgt mit allerlei faszinierenden und seltsamen Fakten über Pflanzen und Lebewesen. Als wiederkehrende Hauptfigur ermittelt Vera auch dieses Mal wieder fleißig, kommt den ermittelnden Polizist*innen in die Quere und begibt sich auf der Suche nach der Wahrheit abermals in Situationen, die ungeahnt gefährlich werden können. »Zuagroast« hat mich von Anfang bis Ende aufs Beste unterhalten, ich fliege nur so durch diese Seiten!

Aufblattelt

Eigentlich logisch, dass im Land der Burgen auch heute noch familiäre Überbleibsel aus adeligen Zeiten gibt. Im Falle der Garten-Krimis wären das die Adelsfamilie Hohenfelsen, die – so sehr sie es eben auch versucht –, alles andere als traditionellen Adelsidealen entspricht. Vom hochherrschaftlichen Anwesen und den beeindruckenden Wäldern in Privatbesitz mal ganz abgesehen. Familienoberhaupt Graf Albert, von allen nur Bertl genannt, scheint ein Geheimnis zu bergen, das selbst vor der neugierigen Hilda verborgen bleibt. Ehefrau Katha, für beide übrigens die zweite Ehe, ist nur noch genervt von ihrem werten Gatten. Bertls Kinder könnten gegensätzlicher nicht sein und Kathas Sohn Ferdinand wehrt sich gegen jede Familientradition und tut als Umweltrevoluzzer was er kann, um seiner Familie im Weg zu stehen. Dementsprechend unzufrieden ist Katha darüber, dass Ferdinand beschlossen hat, Waldpädagogin und Gartenklub-Mitglied Isabella Kirnbauer zu heiraten. Denn Isabella ist nicht nur furchtbar bürgerlich gewöhnlich, sondern hat eine zudem eine bewegte, fragwürdige Familiengeschichte vorzuweisen. So wird dann auch das beginnende Eheglück von Isabella und Ferdinand noch während der Feierlichkeiten getrübt: Isabellas Oma verflucht die Familie, eine der Brautjungfern bricht Blut spuckend zusammen und im adeligen Forst findet man mehr und mehr gewilderte Tierkadaver. In der Gesamtheit zu viele Zufälle, um noch Zufälle zu sein, findet auch Lokaljournalistin Vera, die ihre Nase erneut in polizeiliche Ermittlungen steckt und sich auf Mörder*innenjagd begibt.

Da war ganz schön was los in »Aufblattelt«, jede Menge kriminelle Energie, die im Südburgenland ihre Flügel ausbreitet und darauf wartet, zu zu schlagen. Vielleicht tut sie auf Dauer auch einfach nicht gut, die adelige Inzucht vergangener Jahrhunderte. So oder so, die Adelsfamilie Hohenfelsen bietet mehr als genug Anlass zu wilden Spekulationen, Intrigen, Geheimnisse und Lügen tummeln sich hinter den steinernen alten Mauern. Dem kann sich auch Vera nicht entziehen, zumal deren Tochter in letzter Zeit viel Zeit auf dem Anwesen verbringt und somit direkt involviert ist in die Geschehnisse. Im dritten Band der Garten-Krimis werden einige ernste Themen aufgegriffen, die Morde werden grausiger, die Stimmung vor der Waldkulisse mystischer. Dennoch bleiben der Unterhaltungsfaktor, die Leichtigkeit der Erzählung und die botanischen wie biologischen Einblicke und haben mir zum dritten Mal in Folge ein paar richtig schöne Lesestunden verschafft.

Ausg'stochen

Es ist Adventszeit im Südburgenland. Während die Natur ihren Winterschlaf hält, bäckt der Gartenklub Plätzchen, schneidet Mistelzweige, bastelt Weihnachtskränze und freut sich auf den Pannonischen Adventsmarkt. Beschaulich könnte sie sein, diese Zeit. Doch am allerersten Tag des Adventsmarkts, noch während der Eröffnungsfeier, findet man den Bürgermeister Herbert Zapfel ermordet unterm Christbaum liegen. Schnell gerät Veras On-Off-Lover Tom Dunkel in den Fokus der Verdächtigungen, kam es zwischen den beiden am Abend vorher doch zu einer lautstarken körperlichen Auseinandersetzung. So stürzt sich Vera, überzeugt von Toms Unschuld, erneut in die Ermittlungen. Dieses Mal nicht ganz auf eigene Faust, denn Marlies, Kriminalpolizistin und seit einiger Zeit ebenfalls Teil des Gartenklubs, weiß inzwischen, dass Veras Art der Recherche durchaus zu sachdienlichen Informationen führen kann. Außerdem ist es besser, sie im Auge zu behalten, bevor es wieder allzu brenzlig für sie wird. Auch in Bezug auf das Privatleben des Bürgermeisters offenbaren sich pikante Details: Die Bürgermeister-Gattin entpuppt sich als Autorin von Erotikliteratur, ihre Inspirationen – so munkelt man – zieht sie direkt aus ihrem Alltag, was in der Gegend zu allerhand brisantem Gesprächsstoff führt. Besonders Veras Mutter Hilda, nun auch auf TikTok aktiv, schürt fleißig die Gerüchteküche. Und auch ein mysteriöser Fremder stellt zunehmend seltsame Fragen. Jede Menge Geheimnisse warten darauf, enthüllt zu werden. Wieder einmal zeigt sich das Südburgenland von seiner verruchten, mordlüsternen Seite.

»Ausg'stochen« ist ein wirklich wunderbarer Krimi für die Weihnachtszeit! Wohlig weihnachtlich und dabei wunderbar abgründig. Ich mag es, Band für Band weitere Facetten der wiederkehrenden Figuren kennenzulernen, besonders Hilda hat sich zu meinem absoluten Liebling entwickelt und ich hoffe auf mehr von ihr. Dank Mord, Geheimnissen, Irrungen und Wirrungen und sexuellen Ausschweifungen wird ein konstanter Spannungsbogen aufgebaut, gleichzeitig tragen wieder einmal die zwischenmenschlichen Beziehungen zu einem absolut lesenswerten und gelungenen Leseerlebnis bei. Ich verschwinde gerne für ein paar Stunden in der Welt des Gartenklubs und bin traurig, wenn's vorbei ist. Mein liebster Teil der Reihe bisher!

Zusammenfassende Meinung

Ich bin ein großer Fan dieser Reihe geworden. Die Figuren sind authentisch und tief ausgearbeitet, offenbaren Facetten und sind dabei wunderbar vielschichtig und fernab von Klischees. Gleichzeitig bieten die Bücher einen sympathischen Einblick in das Leben im Südburgenland: die Menschen und deren Eigenarten, Tradition, Geschichte und Alltag. Diese Krimis sind ihre ganz eigene, fabelhafte Welt: Sie offenbaren Abgründe und Schönheit, enthalten eine gehörige Portion an Witz und Humor, aber auch Gefühl, bieten Unterhaltung und Spannung im Wechsel und Einklang, sind bitterböse, charmant und überraschend sexy. In Martina Parkers Burgenland gibt's neben Gartentipps und lehrreichem Biologie-Wissen jede Menge Mord und Sex, Liebe und Hass, Täuschung, Lug und Betrug in Hülle und Fülle. Es ist regional, aber auf eine Art, die alle einlädt. Kommt vorbei auf einen literarischen Besuch, lest die Bücher und habt Spaß! Ich für meinen Teil kann's kaum erwarten, dass das Leben und Sterben weitergeht!




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Daten zu den Büchern 

Titel: Zuagroast
Autor*in: Martina Parker
Sprache: Deutsch
Verlag: Gmeiner
Paperback | 480 Seiten | ISBN: 978-3-8392-0095-7

Titel: Hamdraht
Autor*in: Martina Parker
Sprache: Deutsch
Verlag: Gmeiner
Paperback | 502 Seiten | ISBN: 978-3-8392-0137-4

Titel: Aufblattelt
Autor*in: Martina Parker
Sprache: Deutsch
Verlag: Gmeiner
Paperback | 458 Seiten | ISBN: 978-3-8392-0326-2

Titel: Ausg'stochen
Autor*in: Martina Parker
Sprache: Deutsch
Verlag: Gmeiner
Paperback | 384 Seiten | ISBN: 978-3-8392-0454-2

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