Rezension zu »Very Bad Kings« von J.S. Wonda

 »Wir spielen ein Spiel. Wir sind grausame Bastarde, denen ein Menschenleben nichts bedeutet, und spielen ein Spiel. Du bist unser Einsatz.«

Als eine von jährlich fünf Stipendiatinnen hat es die 18-jährige Mable geschafft: Sie wurde an der renommierten und prestige-trächtigen Kingston University angenommen. Der Universität, die die Macher*innen von morgen schafft. Doch die reiche Elite, die dort studiert und neben herausragenden Leistungen auch beachtliche Studiengebühren bezahlen muss, hält nichts von diesem Wohltätigkeitsprojekt ihrer Eltern. Mit aller Macht und allen Mitteln wollen sie Mable und die anderen Stipendiat*innen vertreiben. Allen voran die Kings, fünf Seniorstudenten, die den Campus mit eiserner Hand regieren und im Hintergrund ein unmoralisches, gefährliches Spiel mit den Stipendiat*innen veranstalten. Mable bleibt nur eine Chance: Wenn sie bleiben will, muss sie dieses Spiel gewinnen und gleichzeitig die Mobbing-Attacken des restlichen Campus überstehen. Trotz ihrer Verachtung für die Kings und allem, wofür sie stehen, fühlt sie sich angezogen von der Aura, der Macht, dem Bösen, das die Kings ausstrahlen. Kann Mable dieses Spiel gewinnen? Und wie kann sie sich dagegen wehren, dass drei der Kings, Anführer Jaxon und seine engsten Vertrauten Sylvian und Reece, Mable wollen?

»Very Bad Kings« war mein erster Ausflug in die Dark-Romance-Welt. Ich war neugierig auf das Genre, hab in dem Zusammenhang zu »Very Bad Kings« zum ersten Mal in meinem Leben von Bully Romance und Reverse Harem gehört – ihr seht, absolutes Neuland für mich. Eure Resonanz im Vorfeld der Überlegung, mir »Very Bad Kings« zu kaufen, hat mich extrem neugierig gemacht. Ich weiß nicht, wie oft die Worte »krass«, »komplett upgefucked« und »Spice ohne Ende« fielen. Da konnte ich nicht widerstehen. Nur wie fand ich diesen Abstecher in ein für mich komplett neues Genre?

Eins vorweg: Es liest sich super flüssig, man gerät in einen Strom, aus dem man nicht mehr raus kann und raus will, bevor das Buch zu Ende ist. Lesetechnisch also super. Aber, jetzt kommt es, das große Aber beziehungsweise mehrere davon: Ich hab mir von Dark Romance im Allgemeinen und von »Very Bad Kings« im Speziellen so viel mehr erwartet. Mable war mir doch recht unsympathisch und vollkommen inkonsequent in ihren Handlungen und Gedanken, wenn sie denn mal selbstständig gedacht und gehandelt hat. Davon, dass sie angeblich so klug ist, dass sie es auf eine der renommiertesten privaten Universitäten der USA geschafft hat, war wenig zu merken. Und das nicht nur in Bezug darauf, dass sie ab einem gewissen Punkt nur noch triebgesteuert war. Ein bisschen mehr Handlung hätte es doch sein können zwischen den Sexszenen, aber gut, gehört vielleicht einfach zum Genre, kenne mich da zu wenig aus, um das Verhältnis von Sex und Handlung bewerten und kritisieren zu können. Was mich zu meiner größten Enttäuschung und meinem größten Kritikpunkt bringt: die Sexszenen. Persönlich konnte sich die von der Autorin angestrebte Stimmung nur selten einstellen, da ich einfach abgetörnt war von den Worten, mit denen sie die weiblich gelesenen Körperteile betitelt. Ja, das subjektives Empfinden, aber für mich gehen Euphemismen in dem Zusammenhang gar nicht: Wenn da »Perle« statt Klitoris, »Spalt« statt Vagina und »Knospen« für Nippel steht, bin ich raus. Andererseits passt es wieder, denn der Sex war bis auf wenige Ausnahmen halt einfach nur das: Sex. Begierde, ohne Vorspiel, spontan, härter, aus Lust und Laune heraus. Und dann stand Mable da und schämte sich für die Dunkelheit in ihr, während die Kings sie von der Dunkelheit in ihnen warnten. Wer weiß, vielleicht bin ich zu alt dafür, aber ist Sex, der kein emotionaler Blümchen-Sex ist wirklich schon ausreichend, um als Dark zu gelten? Immerhin haben die Reverse-Harem-Momente eine Portion Spice reingebracht. Allgemein muss ich sagen, dass ich die Kapitel aus Sicht der Kings besser fand als die aus Mables Sicht. Nicht, dass es an den Kings nicht auch genug auszusetzen gibt: Die Kings sind nicht grausam wie im Opening angetriggert, es sind einfach nur verwöhnte, kleine Jungs, denen langweilig ist und die ihre Privilegien wie ihre Sixpacks vor sich hertragen und sich trotzdem darüber beschweren, dass die Welt unfair zu ihnen ist. Dazu Sätze wie: »Denn ein DU wird es hinterher nicht mehr geben. Wenn wir mit dir fertig sind, hast du kein ICH mehr, kein SELBST.« Ja, ihr manipuliert, intrigiert, mobbt, habt Sex. Schön für sie, aber das löscht jetzt nicht unbedingt eine Persönlichkeit aus, dafür sind ihre Abgründe nicht annähernd tief genug. 

Sowohl auf Seiten von Mable als auch auf Seiten der Kings geht es in sexueller Hinsicht einfach nur um das Ausleben von Fantasien. Dass diese in einer beachtlichen Häufigkeit als »dunkel« und »verwerflich« abgestempelt werden – so schämt sich Mable z.B. nach der Masturbation für ihre »Abgründe«, weil sie sich dabei zusammen mit zwei der Kings vorgestellt hat – finde ich doch problematisch wenn man bedenkt, dass die Reihe doch eine eher junge Zielgruppe ansprechen soll... Who knows, vielleicht bin ich auch einfach wirklich nur zu alt dafür? Und trotzdem: Ich hab' quasi in einem Weg gelesen und war drin in der Geschichte. Ich werde den zweiten Teil wahrscheinlich noch lesen und dann mal weiterschauen. Vielleicht liegt's ja daran, dass das der Reihenauftakt war, man braucht ja schließlich Luft nach oben, damit sich die Intensität noch steigern kann. Ich hoffe auf ein wenig mehr Handlung und Charakterentwicklung, auf ernsthafte Darkness. Immerhin wurden ein paar Geheimnisse angedeutet, die durchaus noch was werden könnten.




..................................................................

Daten zum Buch
Titel: Very Bad Kings
Autor*in: J.S. Wonda
Sprache: Deutsch
Verlag: Wondaversa (Selfpublishing)
Klappenbroschur | 456 Seiten | ISBN:978-3-96966-516-9

Kommentare