Rezension zu »Auslese à la Provence« von Andreas Heineke

»Er liebte diese Strecke, rechts der Wein, links das Bergmassiv und der Lavendel im Sommer, die Natursteinhäußer inmitten der Felder, die Zypressenalleen zu den Weingütern. Würde er einem Touristen seinen Luberon zeigen müssen, er würde mit ihm diese Strecke zurücklegen, und sein Gast würde seine Liebe für die Provence entdecken. Und wie Pascal aus eigener Erfahrung genau wusste, würde diese Liebe ewig währen.«

Dorfgendarm Pascal Chevrier ist inzwischen angekommen in seiner Provence, liebt und genießt die Landschaft, das französische Essen und den französischen Wein. So verbringt er den traumhaften Sommerabend mit guten Freunden und einer exzellenten Flasche Rosé bei einem gemeinschaftlichen Boulespiel in der Abendsonne. Eine Idylle, wie sie perfekter nicht sein könnte. Das ist seine Provence, die Erinnerung an sein früheres Leben in Paris verblasst im Vergleich zur provenzalischen Schönheit. Doch auch in der traumhaftesten Idylle existiert das Böse: In der Nacht wird ein Weinberg angezündet, eine junge Frau kommt in den Flammen ums Leben. Zusammen mit Audrey von der Police Nationale beginnt Pascal mit den Ermittlungen. Ermittlungen, die ihn nicht nur tief in ein Familiendrama führen, sondern auch tief eintauchen lassen in die Geschichte des französischen Weinbaus und der Winzer*innen der Umgebung. Eine Geschichte und eine Gegenwart voller Gefahren, Intrigen und Geheimnissen, von denen mach eine*r wünschte, sie wären besser im Verborgenen geblieben ...

»Auslese à la Provence« ist der inzwischen vierte Teil der Reihe um Pascal Chevrier und der erste, den ich gelesen habe. Dass mir das Wissen um die Geschehnisse in den vorigen Bänden gefehlt hat, tut diesem Krimi überhaupt keinen Abbruch. Diese Geschichte ist in sich stimmig, rund, abgeschlossen und gibt einem genau die nötigen Infos, die fehlen, sollte man die vorigen Bände nicht kennen, aber keinen Funken mehr. So liebe ich das. Inzwischen liegen die ersten drei Teile der Reihe in meinem Regal und warten darauf, gelesen zu werden – es ging nicht anders, ich will und brauche mehr davon, denn: 

Dieser Provence-Krimi ist wie für mich gemacht. Die Seiten sprühen nur so über von französischem Flair, Ambiente und Lebensgefühl. Ich bin eingetaucht in dieses Buch, diese Landschaft und konnte es nicht mehr aus den Händen legen. Es war mehr als Urlaubsgefühl, es war Urlaub. Ich war an einem anderen Ort, schmeckte, roch, sah vor meinem inneren Auge. Doch gleichzeitig war ich auch gespannt. Denn die Mordermittlungen waren interessant, die Wendungen sowie der Ausgang eine Überraschung, die involvierten Figuren allesamt gut ausgestaltet, authentisch. Dazu passten die Einblicke und Momente des Privatlebens von Pascal. Alles im Einklang und perfekt portioniert. Neben den Beschreibungen von Essen und Trinken, die mir so manches mal Lust gemacht haben, sofort in die Provence zu verschwinden, hätte ich dafür nicht den Krimi unterbrechen müssen, waren die Hintergründe zum Weinanbau ein kleines Highlight für mich: unfassbar gut recherchiert, beeindruckend gut geschildert und vermittelt und gleichzeitig fließend und auf eine Art und Weise in die Handlung eingebettet, dass es rundum authentisch wirkte. Ich habe einiges dazu gelernt, ohne, dass es sich so angefühlt hat. Ich habe selten einen Krimi gelesen, der derart informativ, in sich rund, spannend, fesselnd und unterhaltend war und der mich gleichzeitig so leicht und entspannt hat fühlen lassen. Meine Erwartungen und Hoffnungen in Bezug auf die vorigen drei Bände dieser Reihe sind gigantisch. So wie die Lust, sofort alles stehen und liegen zu lassen, um in die Provence zu reisen. 2017 war ich zuletzt in Avignon, der erste gemeinsame Urlaub mit David. Ein Ort, in den ich mich während der Studienfahrt in der Oberstufe verliebt habe. Ich will zurück. Ich liebe es, wenn Bücher solche Gefühle wecken können. 

Nehmt euch einen freien Sommertag, eine Flasche eures liebsten Weins und diesen Krimi und genießt. Für mich war »Auslese à la Provence« Lesegenuss vom feinsten und der beste Krimi, den ich dieses Jahr bisher gelesen habe.




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Daten zum Buch
Titel: Auslese à la Provence
Autor*in: Andreas Heineke
Sprache: Deutsch
Verlag: Emons
Taschenbuch | 304 Seiten | ISBN: 978-3-7408-1687-2

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