Rezension zu »The Song of Achilles« von Madeline Miller

 »His eyes were unwavering, green flecked with gold. A certainty rose in me, logded in my throat. I will never leave him. It will be this, always, for as long as he will let me

Das alte Griechenland im Zeitalter der Helden. Patroklos ist ein junger, introvertierter und unscheinbarer junger Prinz, sehr zum Missfallen seines königlichen Vaters, der sich Ruhm für seine Linie wünscht. Nach einer tragischen Gewalttat wird Patroklos ins Exil geschickt unter der Obhut von König Peleus. Dort lernt er Achill kennen, Sohn von König Peleus und der Meeresgöttin Thetis. Achill ist alles, das Patroklos nicht ist: extrovertiert, schön, stark, der Stoff, aus dem Helden gemacht sind. Trotz ihrer Gegensätzlichkeiten entwickelt sich zwischen den beiden Jungen eine enge Freundschaft. Als sich die beiden von kleinen Jungen zu jungen Männern entwickeln, verändert sich auch die Freundschaft der beiden in etwas anderes, tiefergehendes, drängenderes. Sehr zum Missfallen von Thetis, die stets über ihren Sohn wacht und eine große Zukunft für ihn vorsieht. Um seine Bestimmung zu erfüllen und einen Keil zwischen die beiden zu treiben, schickt sie Achill für seine weitere Ausbildung in die Berge zum Zentauren Chiron. Doch der eine kann nicht ohne den anderen und so verbringen die beiden ihre Jugendjahre umgeben von Natur, fernab der Blicke von Königreich und Thetis, lernen Kriegs- und Heilkunst und gestehen sich endlich die Veränderungen in ihrer Beziehung ein. Sie sind glücklich und frei. Vorbestimmung, Heldentum, Ruhm, Ehre und Schande sind nur entfernte Gedanken. Doch dann wird die schöne Helena entführt. Alle Krieger Griechenlands sind gerufen mit Agamemmnon und Menelaus gegen Troja in den Krieg zu ziehen und die griechische Königin zu retten. Achill hat keine Wahl, muss und will diesem Ruf und seiner Bestimmung folgen, um als größter Krieger seiner Zeit in die Geschichte einzugehen. Der kriegsunerfahrene Patroklos würde Achill überall hin folgen und auch Achill braucht seinen Partner an seiner Seite. So ziehen die beiden jungen Männer in einen Krieg, der ihre Liebe und das Schicksal herausfordern und zahlreiche Opfer fordern wird.

»I conjure the boy I knew. Achilles, grinning as the figs blur in his hands. His green eyes laughing into mine. Catch, he says. Achilles, outlined against the sky, hanging from a branch over the river. The thick warmth of his sleepy breath against my ear. If you have to go I will go with you. My fears forgotten in the golden harbour of his arms.«

Anfangs brauchte ich etwas Zeit, mich in die griechische Mythologie einzufinden, mich an die Personen und Mythen zu erinnern, die Verbindungen zu verstehen. Und vielleicht hatte »The Song of Achilles« auch ein, zwei Längen, die es nicht gebraucht hätte. Aber weder das eine noch das andere tut diesem besonderen Roman einen Abbruch. Die moderne Neuerzählung hat mich zum Träumen gebracht und mich auch das ein oder andere Tränchen vergießen lassen. Sie hat es geschafft, mich in eine andere Welt zu entführen und dort zu fesseln. Am Ende war ich nicht bereit dafür, wieder aufzutauchen. Ich fühlte diese besondere Beziehung zwischen Achill und Patroklos so intensiv mit. Die Zeit bei Chiron war wie ein Sommertraum, Freiheit und Wärme, goldenes Licht und Unbeschwertheit, eine junge Liebe, die voller Leidenschaft erwacht. Ein Traum, der von der Realität eingeholt wird. Von Krieg und menschlicher Gier und dem egozentrischen Wunsch nach Unsterblichkeit. Patroklos und Achill. Zwei Gegensätze, zwei Widersprüche. Mensch und Halbgott. Vergessen und Unsterblichkeit. Stärke und Schwäche, ständig im Wechsel. Eine Liebe, die unmöglich ist, verpönt von Gesellschaft und der Göttin. Eine Liebe, die Leid und Schmerz und Schicksal aushält. Eine Liebe, die ungeahnte Höhen und die tiefsten Abgründe auslöst. Eine Liebe, die unsterblich ist. Ja, ich habe mich verliebt in die Beziehung zwischen Achill und Patroklos. Keiner von beiden perfekt, beide mit Fehlern. Aber zusammen unschlagbar. Sie brauchen sich, wollen sich, lieben sich. Sie sind die Luft, die der andere zum Atmen braucht. Eine Erinnerung an Menschlichkeit und Moral, wenn sie gebraucht wird. Ein Hoffnungsschimmer, Boden der Tatsachen. Sie sind eins. All das, eingebettet und getragen von griechischer Mythologie, von Göttinnen und Göttern, Zorn und Rachsucht, dem Krieg von Troja, der Olymp und die Unterwelt. Mich hat's begeistert und es wird mir nachhängen. 




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Daten zum Buch
Titel: The Song of Achilles
Autor*in: Madeline Miller
Sprache: Englisch
Verlag: Bloomsbury
Taschenbuch | 368 Seiten | ISBN: 978-1-4088-9138-4

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