Rezension zu »Garmischer Mordstage« von Roland Krause

»Wegen ein bisserl Schnackseln bringst du niemanden um die Ecke. Auf dem Land raufen und erschlagen sich die Leut bloß wegen Grund und Boden, so war das schon immer, und so wird es bleiben.« 

Zwanzig Jahre ist es jetzt her, dass Ben Wiesegger, Bauerssohn und Journalist, seinen Heimatort Garmisch überstürzt und mit jeder Menge verbrannter Erde verlassen hat, um sein Glück in den USA zu versuchen. Genug Zeit, um alte Wunden heilen zu lassen? Eher nicht, denn kaum ist Ben zurück in Garmisch, geht der Ärger los. Und zwar richtig: Ein Gast der Ferienpension seiner Eltern wird tot auf der Kuhweide eines ortsansässigen Bauern gefunden. Im adretten Anzug umgeben von Stier, Kühen und Kuhfladen stört der Anblick des Ermordeten die ländliche Idylle. Anhand der Verletzungen liegt die Vermutung nahe, dass der Stier Attila da seine Hörner im Spiel hatte. Doch weder der Besitzer von Attila, noch die aufgeweckte, lebensfrohe und in jeder Hinsicht sehr aktive Tierärztin Laura Schmerlinger glauben so recht an Attilas Schuld. Weil's in Männersachen gerade ruhig ist und sie die Neugier gepackt hat, beschließt Laura, selbst zu ermitteln und Attilas Unschuld zu beweisen. Auch Ben wird in die Mordermittlungen mit reingezogen, steht doch plötzlich seine Schwester Lissy im Fokus der Ermittlungen. Da der ermittelnde Hauptkommissar, der aus ganz persönlichen Gründen noch eine Rechnung mit Ben offen hat, jetzt nicht gerade einen besonders unvoreingenommen Eindruck bei seinen Ermittlungen an den Tag liegt, bleibt Ben nichts anderes übrig, als seinen journalistischen Spürsinn wiederzufinden und selbst aktiv zu werden. Bens und Lauras Wege überschneiden sich unweigerlich und so tut sich das ungleiche Paar unwillig zusammen, um Licht ins Dunkel zu bringen und um sowohl Attila als auch Lissy zu entlasten. Schnell wird klar: Der Tote war alles andere als ein harmloser, schlecht gekleideter Wanderer. Und in Garmisch-Partenkirchen gibt's so manches Geheimnis, das nur darauf wartet, enthüllt zu werden. Während die Vergangenheit alles daran setzt, Ben nach zwanzig Jahren wieder einzuholen. Mehr als genug zu tun also für Ben und Laura.

Hach ja. Bei »Garmischer Mordstage« hatte ich ja von Anfang an ein gutes Gefühl. Erstens der Schauplatz: Seit der Jennerwein-Reihe von Jörg Maurer will ich dort hin, sollte ich mich je vom Allgäu losreißen können. Zweitens die Beschreibung des Krimis als »schräg, humorvoll und hochspannend«. Ich liebe ja nichts mehr als schräge, humorige Regional-Krimis mit einer Prise Spannung. Mein Freund hat es zuerst gelesen, schließlich hatte er es zu Weihnachten geschenkt bekommen – das ist das Gute, wenn man die Bücherlisten für den Freund schreibt und er dieselben Krimis mag, wie man selbst, da ist ein Geschenk für ihn auch gleichzeitig immer eins für einen selbst (nur so als Tipp). Und er fand's gut. Jetzt war es bei mir auch endlich so weit und ja, er hatte recht. Dieser Krimi ist gut! So wirklich! Er war genau das, was ich wollte, dass er ist: unterhaltsam und lustig und fesselnd. Ordentlich Lokalkolorit und Dialekt, aber nicht zu viel, sondern so, dass man merkt, wo die Sache spielt ohne dass es sich aufdrängt und die Oberhand gewinnt. Dazu Bergfeeling und farbenfrohe Landschaftsbeschreibungen, dass ich das saftige Weidegrün fast riechen konnte. On top noch schräge, interessante und eigenwillige Charaktere, wie sie in einem guten Regional-Krimi nicht fehlen dürfen, mit einer guten Dynamik zueinander und alle mit ihren Geheimnissen. Auch hier die perfekte Mitte: Schräg genug, um zu unterhalten, und realistisch genug, dass es nicht die Echtheit des Ganzen verliert. Die Handlung floss schön dahin, ich war drin, hab mich treiben lassen, wusste nicht, worauf es hinauslaufen wird und am Ende zum Showdown wurde es dann nervenkitzlig. Hab mich mal wieder einfach nur unterhalten gefühlt und es geliebt!




..................................................................

Daten zum Buch
Titel: Garmischer Mordstage
Autor*in: Roland Krause
Sprache: Deutsch
Verlag: Emons
Taschenbuch | 288 Seiten | ISBN: 978-3-7408-1450-2

Kommentare