Rezension zu »Die Liebe an miesen Tagen« von Ewald Arenz

Jahre nach dem Tod ihres Mannes fühlt sich Clara endlich bereit, mit der Vergangenheit abzuschließen und ihr altes Haus zu verkaufen. Bei dem Besichtigungstermin steht jedoch nicht wie erwartet eine Frau vor ihr, sondern ein Mann fällt vor ihr auf die Knie. Elias, der seine Freundin Vera widerwillig zur Hausbesichtigung begleitet. Vom ersten Moment an fühlen sich die beiden zueinander hingezogen, gehen spielerisch, leicht miteinander um, flirten, necken sich, fordern sich heraus sind auf einer Wellenlänge.

»Es fühlte sich leicht an, so zu spielen. Solche Unterhaltungen waren, wie Kinder Fangen spielten: nur zum Vergnügen rennen, lachend versuchen, sich zu fangen, nirgendwohin wollen. Spielen um des Spielens willen. Rennen um des Rennens willen. Nicht mehr.«

Nach diesem kurzen Aufeinandertreffen schaffen es beide nicht, nicht an die andere Person zu denken.Weder die Beziehung, in der sich Elias befindet, noch Claras Angst davor, sich erneut auf eine Person einzulassen, ihr Leben in Einsamkeit aufzugeben, noch der Altersunterschied zwischen dem Anfang 30-jährigen Schauspieler und der Mitte 40-jährigen Fotografin können aufhalten, was zwischen ihnen entsteht. Wie zwei Magnete werden sie zueinander hingezogen. 

»... sie hatte sich ihm zugewandt, und es war eine hohe Spannung zwischen ihnen, die sich eigentlich nicht mehr mit Worten lösen ließ. Es war eine Spannung zwischen ihren Körpern, die nach Entladung verlangte.«

Die beiden verlieben sich ineinander. Schnell, intensiv, tiefgreifend. Eine Liebe, so verschlingend, als wären sie wieder 16 und wären noch nie verletzt worden. Gedanken, Fragen, die Zukunft hat Zeit, sie lassen sich fallen ins Hier und Jetzt. Und gleichzeitig spüren und teilen sie ihn, öffnen sich langsam, lassen ihn zu, den Schmerz der Jahrzehnte ihrer Leben. Eine Liebe, die alles andere bedeutungslos machen könnte. Doch das Leben, der Alltag hält nicht an, geht weiter seinen Gang. Ein Alltag, der so manche Hürde, manche Schwierigkeit mit sich bringt und sich unaufhörlich in Claras und Elias' Beziehung zwängt. Als sich Clara die Chance ihres Lebens bietet, gerät die junge Beziehung unter Druck. Die beiden müssen sich plötzlich den drängenden Fragen stellen, für einander kämpfen. Mit Konsequenzen, die niemand hätte vorausahnen können. Wie heißt es doch so schön?

»Man denkt immer, es trifft einen nicht.«

Wow. Dies war mein erstes Buch des Autors und kann und darf und wird nicht mein letztes bleiben. Ich bin begeistert. »Die Liebe an miesen Tagen« hat mich von der ersten Zeile an für sich eingenommen. Die Anziehung, die Leichtigkeit zwischen Clara und Elias war vom ersten Moment an für mich spürbar, hat mich in einen Sog gezogen. Die Faszination, die die beiden für einander hatten, reichte für mich mit, ging auf mich über. Diese Liebesgeschichte hatte etwas Magisches an sich, so rein und leicht und vorbelastet und schmerzvoll zugleich. War poetisch, realistisch, emotional. Und echt, so echt. Denn es ist mehr als nur die Liebe zwischen den beiden, es ist das echte Leben: Kündigungen, Arbeitslosigkeit,  berufliche Chancen, Altersunterschiede, Krankheiten, Scheidungskinder, Geschwister, Eltern, die wieder zu Kindern werden, Träume, die mit der Realität kollidieren. Leidenschaft, Sex, Beziehungen, Schmerz. Eine Liebe an den guten und an den richtig miesen Tagen. 

Ich will zur Abwechslung mal gar nicht mehr sagen, denn die Geschichte von Clara und Elias spricht für sich selbst. Lasst sie zu euch sprechen. Entflieht dem Alltag für einen kleinen Moment, taucht ein in dieses andere Leben, das ohne jeden Kitsch auskommt und zu Tränen rührt. Lasst euch fesseln, lasst euch anziehen von dieser grandiosen Liebe und Anziehung der beiden, die mich entführt hat in dieses wunderbare Gefühl des Verliebtseins am Anfang einer Beziehung. Genau darum geht es doch oder? Die Leichtigkeit des Kennenlernens, die Vorfreude, die Ängste, die Hoffnungen, das anfängliche Kribbeln, das Sich-berühren-wollen, das Sich-berühren-müssen. Der Anfang ist leicht, der Anfang ist aufregend und spannend und endlos und voller Möglichkeiten. Ob die Liebe hält, auch an den miesen Tagen, wenn sie wieder und wieder auf die Probe gestellt wird, wenn es mehr ist als nur zwei Personen, die zusammen sein wollen, das zeigt erst das Leben, der Alltag. »Die Liebe an miesen Tagen« ist beides: Es ist der Anfang, es ist die Mitte und es ist das, was danach kommt. Absolutes Highlight für mich, einfach nur schön und berührend!




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Daten zum Buch
Titel: Die Liebe an miesen Tagen
Autor*in: Ewald Arenz
Sprache: Deutsch
Verlag: DuMont
Hardcover | 384 Seiten | ISBN: 978-3-8321-8204-5
Anmerkung: gelesen als E-Book via Netgalley

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