Rezension zu »Bittersüße Weihnachtszeit« von Andrea Nagele

Die alleinerziehend, junge Mutter Emma liebt ihre 4-jährige Tochter Lucy über alles auf der Welt. Trotzdem freut sie sich sehr über den ersten freien Abend seit langem. Wenige Tage vor Heiligabend will sie es sich mit einem Verwöhnprogramm daheim gut gehen lassen. Bis jemand an der Tür klingelt. Davor steht Josef, ihr Ex-Mann und Vater ihrer Tochter. Mal wieder hält er sich nicht an die Abmachungen, mal wieder beleidigt und setzt er Emma herab. Wie immer vor ihrer Tochter. Als auch die zufällige Begegnung der beiden am nächsten Tag auf dem Weihnachtsmarkt eskaliert – wider der Absprache möchte Josef seine Tochter an Heiligabend bei sich haben – reicht es Emma. Spontan packt sie ihre Koffer und die ihrer Tochter und fährt aus einem Impuls heraus über die Weihnachtstage ins verschneite Prag. Allein die Reise ist ein Erlebnis: Es herrscht ein fürchterlicher Schneesturm und bei der Ankunft stellt sich heraus, dass das Hotel, in dem Emma reserviert hat, nicht mehr existiert. Doch die Startschwierigkeiten sind nichts im Vergleich dazu, was dann kommt: Auf dem Weihnachtsmarkt in der Prager Altstadt wird Lucy entführt. Mitten im schlimmsten Schneesturm seit Jahren beginnt die Suche nach Lucy. Hilfe erhält Emma dabei nicht nur von einem sehr motivierten Kommissar, den Emma und Lucy nicht loslassen, sondern auch von Jo, dem Rezeptionisten des Hotels, in dem Emma und Lucy untergekommen sind. Trotz ihrer Verzweiflung wegen Lucys Entführung kommt Emma nicht umhin, für Jo und den Kommissar bald mehr zu empfinden als bloße Dankbarkeit. 

»Bittersüße Weihnachtszeit« hat sich wirklich super schnell, einfach und flüssig fast in einem Weg runterlesen lassen. Man musste nicht groß denken, nicht viel Miträtseln, konnte einfach eintauchen ins Prager Winter-Wunderland. Ja, es ist ein Krimi, in dem ein kleines Mädchen entführt wird. Und durch die wechselnde Perspektive von Emma und dem Entführer auch wirklich nicht uninteressant. Aber es ist kein Krimi-Krimi, wenn ihr versteht, was ich meine. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt die Sorge, dass diese Geschichte nicht gut ausgeht. Sollte man eigentlich mal machen, rechnet bei einem Weihnachts-Krimi sicher niemand mit. Man erwartet ja doch irgendwie Winterglanz und eine Heile Welt am Ende, zumindest im Rahmen der Möglichkeiten der Storyline. So, zurück zu »Bittersüße Weihnachtszeit«: Emma war mir vom Fleck weg sympathisch, sie war gleichzeitig liebevoll als auch überfordert als junge Mutter, total authentisch. Ich wünschte mir mehr Selbstbewusstsein für sie und habe mit und vor allem für sie ihren Ex-Mann gehasst. Wirklich, Respekt an die Autorin, Josef will man eigentlich nur im Schnee ersticken (oder ertrinkt man da?), vom Prager Kirchturm schubsen, ihm heimlich Glühwein geben, gegen den er so allergisch ist. Die Liste mit Ideen in meinem Kopf ist lang und Josef furchtbar. So richtig. Jo dagegen ist einfach nur lieb. Vielleicht etwas zu lieb? Am Anfang war er mir jedenfalls suspekt. So nett ist doch niemand und die Gefühle zwischen Emma und ihm entstehen bedenklich und vielleicht auch etwas unrealistisch schnell, wenn man bedenkt, dass ihre kleine Tochter gerade entführt wird und sonst was mit ihr passiert. But who am I to judge? Der Kommissar dagegen ist mein heimlicher Held in diesem Krimi. Was soll ich sagen, ich mag ihn einfach. 

»Bittersüße Weihnachtszeit« ist wirklich ein Krimi, den man in der Weihnachtszeit lesen sollte. Er steckt voller Schnee und Weihnachtsglanz. Er ist ein bisschen kitschig, ein bisschen vorhersehbar, aber wenn man auf der Suche ist nach genau dieser Mischung aus Wintermagie und leichter Spannung ohne große Cliffhanger oder Überraschungsmomente, der wird sicher happy sein am Ende des Buchs. 




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Daten zum Buch
Titel: Bittersüße Weihnachtszeit
Autor*in: Andrea Nagele
Sprache: Deutsch
Verlag: Emons
Taschenbuch | 256 Seiten | ISBN: 978-3-7408-1272-0
Anmerkung: gelesen als E-Book via Netgalley


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