Rezension zu »Dear John« von Nicholas Sparks

»... the saddest people I've ever met in life are the ones who don't care deeply about anything at all. Passion and satisfaction go hand in hand, and without them, any happiness is only temporary, because there's nothing to make it last.«

John Tyree steht im Schatten der Bäume, weit genug weg, um nicht gesehen zu werden, doch nah genug, um sie ein letztes Mal zu sehen. Savannah, die Liebe seines Lebens. Von Gefühlen überwältigt beginnt er sich zu erinnern, an sein Leben, seine Liebe zu Savannah, die einen Anfang, eine Mitte und ein Ende fand. Und so tauchen wir ein in die Geschichte von John und Savannah, in den Anfang, die Mitte und leider auch das Ende.

Als sie sich kennenlernten war er 23 und sie, Savannah Lynn Curtis war 21. Wilmington, North Carolina, im Jahr 2000: John, seit einigen Jahren in der Army, ist gerade für zwei Wochen auf Heimurlaub und besucht seinen schweigsamen, in sich gekehrten Vater, zu dem er seit Jahren keine wirkliche Beziehung mehr hat. Er verbringt seine Tage hauptsächlich damit, zu surfen, denn von seinen früheren Freund*innen fühlt John keine Verbindung mehr, hat sich losgemacht, sein Leben im Gegensatz zu ihnen in die Hand genommen, ist in der Army erwachsen geworden. Am Strand begegnet er dann auch Savannah das erste Mal, die ihre Semesterferien in Wilmington verbringt, um für Habitat for Humanity Häuser für Bedürftige zu bauen. Als ihre Handtasche ins Meer fällt, ist John direkt zur Stelle, springt in die Tiefen und rettet sie. Aus einem kurzen Gespräch wird sehr schnell sehr viel mehr und die beiden verlieben sich in typischer Nicholas Sparks-Manier Hals über Kopf, verbringen eine magische Woche miteinander. Doch Johns Rückkehr nach Deutschland rückt unaufhaltsam näher und trotz der Umstände, trotz der Distanz, der verschiedenen Leben, die die beiden führen, hoffen sie darauf, dass ihre Beziehung die Zeiten der Trennung überdauern wird. Und erst scheint alles gut: Sie schreiben sich Briefe, telefonieren wenn möglich. Während seines nächsten Urlaubs besucht er sie, lernt ihre Eltern kennen, sie reisen zu seinem Vater, verbringen Zeit zu zweit. Doch langsam aber sicher werden ihre unterschiedlichen Lebenswelten spürbar, aber ein Ziel ist in Sicht: In wenigen Monaten, Weihnachten 2001, endet Johns Leben in der Army. Jedoch wird ihre Beziehung schließlich auf eine harte Probe gestellt. 9/11. Wie so viele andere Soldat*innen verpflichtet sich John aus Pflichtgefühl und dem Gefühl heraus, das Richtige zu tun, für weitere zwei Jahre. Und was danach passiert, wie es für John und Savannah weiter geht, ob ihre Liebe auch dieses Hindernis überdauert, das müsst ihr selbst erfahren. 

Diese Geschichte ist vor allem eins: unschuldig. Und dadurch vielleicht auch ein klein wenig unrealistisch, denn trotz der Intensität ihrer ersten Woche zusammen, bleibt die Beziehung aufgrund von Savannahs Einstellungen doch ziemlich keusch. Aber irgendwie auch kitschig schön. Ehrlich gesagt war mir Savannah nicht mal unendlich sympathisch, sie war mir einfach etwas zu unschuldig, zu naiv, zu gottgläubig. John dagegen hat sich in mein Herz geschlichen. Jede*r sollte im Leben einmal so geliebt werden, wie John Savannah liebt. Aufrichtig und mit allem, was er hat. Aber auch John ist nicht perfekt und das macht ihn nur umso liebenswerter für mich. Denn er kämpft mit der räumlichen und zeitlichen Trennung, kämpft mit Eifersucht, kämpft damit, wirklich Savannah zu lieben und nicht nur die Idee von ihr. Verändert sich, wächst auch hier, wird besser, liebt bedingungsloser. 

Aber Dear John ist für mich noch viel mehr als die Liebe zwischen John und Savannah. Sie ist eine Wertschätzung an alle Soldat*innen und den Schwierigkeiten, die dieses Leben mit sich bringt. Die Auswirkungen auf Familie und Liebe, die Opfer, die sie zum Wohle anderer bringen. Dear John ist eine Erinnerung da ran, dass Liebe mehr ist als gemeinsam verbrachte Zeit. Dass Liebe auch Opfer und Hingabe erfordert. Dass Liebe bedeutet, sein eigenes Glück hinter dem einer anderen Person hintenanzustellen. Die feine Linie aus Selbstlosigkeit und Egoismus. Was für mich persönlich Dear John aber so wunderbar macht, ist die sich langsam und vorsichtig entwickelnde Beziehung zwischen John und seinem Vater, die sich in mein Herz geschlichen und mich mit Freude und Trauer erfüllt hat. Hach, einfach ein gutes Buch!




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Daten zum Buch
Titel: Dear John
Autor*in: Nicholas Sparks
Sprache: Englisch
Verlag: Grand Central
Taschenbuch | 335 Seiten | ISBN: 978-1-4789-4835-3

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