Rezension zu »Die Ewigkeit ist ein guter Ort« von Tamar Noort

Karnevalssaison in Köln. Die meistgehasste Zeit für die fast 30-jährige Elke, die die Tage lieber im Rahmen ihrer Freiwilligentätigkeit als Seelsorge im Altenheim Albertusstift verbringt. Zu ihren dortigen Aufgaben zählt nicht nur das alltägliche Trostspenden für die Heimbewohner*innen, sondern auch, diese auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Kein Problem für die studierte Theologin, die eigentlich den Posten als Pastorin in ihrer Heimatgemeinde von ihrem Vater übernehmen soll, der in Rente gehen möchte. Doch sie gönnt sich eine Bedenkzeit. Seit über einem Jahr. Als eine im Sterben liegende Frau sie im Heim um ein letztes Gebet bittet, beginnt Elke wie selbstverständlich mit dem »Vater unser«. Doch plötzlich hat sie einen Blackout, erinnert sich nicht mehr an den Text. Stammelt ein paar Worte und verlässt den Raum. Versucht, sich an Bibelstellen, Gebete, kirchliche Lieder zu erinnern. Nichts. Leere in ihrem Kopf. »Gottdemenz«, diagnostiziert ihr Lebensgefährte Jan, Software-Entwickler und Atheist. Leider hält ihr Problem an, sie schafft es noch nicht mal mehr, aus der Bibel laut vorzulesen. Infolgedessen wird Elke suspendiert. Sie fühlt sich plötzlich komplett leer und verloren in der Welt, ist wütend auf Jan und vor allem auf Gott, schließlich ist er einfach weg. Und so macht sich Elke auf die Suche nach Gott und sich selbst und versucht Klarheit über ihre Wünsche und Hoffnungen sowie Ängste zu erlangen. 

Das ist mal wieder so ein Buch, das ich wahrscheinlich nie gelesen hätte, wäre es nicht als Leseexemplar in die Buchhandlung gekommen, weil ich mit der Gott-/Glaubensthematik eigentlich so gar nichts am Hut habe. Aber eine angehende Pastorin, die Gott nicht mehr fühlt, fand ich dann doch ein interessantes Thema. Ich verrate euch natürlich nicht, ob Elke ihren Gott am Ende wieder findet, kann aber schonmal vorneweg sagen: Das Buch ist es echt für jede*n was, egal ob man jetzt atheistisch, agnostisch oder gläubig ist, welche Götter auch immer. Denn es ist vielmehr ein Buch über eine Frau, die versucht ihren Platz im Leben zu finden. Ihr bisheriges Leben, ihre Entscheidungen zu hinterfragen. Ist sie, wer sie sein will? Wer will sie eigentlich sein? Was sind ihre eigenen Wünsche und was sind Erwartungen und Hoffnungen, die sie zwar verinnerlicht hat, aber eigentlich von anderen Personen stammen? Welche Rolle spielen Gottvertrauen, aber noch vielmehr der Glaube an einen selbst? Was ist der Sinn des Lebens? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Elke, nachdem sie Gott verloren hat. Verzweiflung, Ängste, das Gefühl allein und vom Weg abgekommen zu sein. Gleichzeitig der Reiz des Unbekannten, Neuen, ohne Richtung nur nach dem Bauchgefühl durchs Leben zu gehen. Ich habe das Buch als leichte, lebensbejahende Lektüre empfunden, die versucht anhand von Elke herauszufinden, worum es im Leben am Ende geht. 




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Daten zum Buch
Titel: Die Ewigkeit ist ein guter Ort
Autor*in: Tamar Noort
Sprache: Deutsch
Verlag: Kindler
Hardcover | 304 Seiten | ISBN: 978-3-463-00034-3

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