Rezension zu »Meter pro Sekunde« von Stine Pilgaard
»Die gesammelte Dunkelheit zwischen zwei Menschen darf nicht größer werden als die Liebe.«
Die im Verlauf des Romans namenlos bleibende Protagonistin ist mit ihrem Freund nach Westjütland gezogen. Er arbeitet als Lehrer an einer Schule, in der die beiden auch eine Dienstwohnung beziehen; sie hat ihr erstes gemeinsames Kind bekommen und arbeitet noch nicht. Dadurch, dass sie den Großteil der Zeit alleine mit ihrem Sohn zuhause ist, während ihr Freund an der Schule Kontakte knüpft, fühlt sie sich ausgeschlossen und in Westjütland noch nicht angekommen. Außerdem kämpft sie mit Anfang 30 noch immer mit dem Erlangen des Führerscheins. Ihr Leben beginnt sich allmählich zu ändern, als sie anfängt, für den Kummerkasten einer regionalen Zeitung zu arbeiten.
Der Roman ist durchweg aus der Perspektive der Protagonistin geschrieben und erzählt von ihrem Alltag und Leben. Zusätzlich ist der Roman immer wieder gespickt von Briefen, die sie als Kummerkasten zugesandt bekommt, und ihren Antworten. Während sie im Alltag verhalten und kurt angebunden sein muss – wird wohl von der Gesellschaft so von ihr erwartet –, geht sie in ihrer Kolumne dagegen in die Tiefe, versucht den Leuten durch persönliche Geschichten und Erfahrungen zu helfen. Die Geschichte spielt im Land der kurzen Sätze und ist passenderweise in kurzen Kapiteln geschrieben – ich hab das Buch auch deswegen so schnell gelesen, weil ich mir immer dachte »Ach, ein Kapitel geht schon noch.« Ich habe den Roman wahrgenommen als einen reflektierenden und kritischen Blick auf das Mutter, Partnerin, Frau sein sowie den Versuch einer Anpassung an eine neue Umgebung und neuen Menschen.
Meter pro Sekunde war eines der wenigen Bücher, in denen ich Stellen markiert habe, weil mir Sätze so gut gefallen haben, zutreffend waren, getröstet oder Mut gemacht haben. Ein Buch zum Wohlfühlen mit ein klein bisschen Poesie auf jeder Seite, das ich mit Sicherheit nochmal lesen werde. Balsam für die Seele mit Weisheit dahinter; ein Buch, das in jeder Lebens- oder Gemütslage eine neue Hilfe sein kann.
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